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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 121

1880 - Halle : Anton
121 ist auch er zum größten Theile in Deutschland ausgefochten worden. Aber in diesem Kriege floh Ludwig das Glück. Der deutsche Feldherr. Prinz Eugen, und der englische Marlborough (—England stand auf Seite Leopolds —) erfochten Sreg auf Sreg. Im Jahre 1705 starb Leopold; sein Sohn Joseph wurde Kaiser und setzte den Krieg für seinen Bruder Karl fort. Wieder erlitten die Franzosen furchtbare Niederlagen. Dazu schlug cm äußerst harter Winter ihrem Lande neue Wunden. Das Wild m den Wäldern und die Vögel in der Luft erstarrten, Weinstöcke und Obstbäume erfroren; es entstand so große Noth, daß Ludwig nicht mehr wußte, woher er Geld zum Kriege nehmen sollte. Da endlich beugte sich sein Stolz. Er bat um Frieden und erbot sich, auf die ganze spanische Monarchie zu verzichten; auch war er bereit, alle sonstigen geraubten deutschen Länder herauszugeben. Aber Oestreich mit fernen Verbündeten forderte, er solle seinen Enkel Philipp, der sich bereits in Spanien festgesetzt hatte, selbst daraus vertreiben, wenn er nicht freiwillig gehen werde. Das war Ludwig doch zu viel; gegen den eignen Enkel mochte er das Schwert nicht ziehen, und so mußte er den Kampf fortsetzen. Da traten unerwartet für Frankreich günstige Umstände ein. Kaiser Josef starb schon 1711, und derselbe .Karl, für den Spanien erobert werden follte, erbte die Krone. Seine bisherigen Bundesgenossen fürchtetener möchte zu mächtig werden, wenn er auch noch die große spanische Monarchie ganz allein erhielte. Sie trennten sich darum von ihm und schlossen mit Frankreich Frieden. Alleinstehend konnte Karl nicht viel gegen Ludwig ausrichten, und so mußte auch er bald darauf im Jahre 1714 dem Frieden beitreten, nach welchem die spanr-schen Länder theils an Frankreich, theils an Oestreich fielen. — 6. Ludwig Xiv. führte zu Versailles ein glänzendes, aber verschwenderisches und leichtfertiges Leben. Große Summen wurden verwendet, um herrliche Schlösser und Lusthäuser zu bauen, um prächtige Gärten anzulegen und kostspielige Feste zu feiern. Unter feinem äußern Wesen verbarg sich Liederlichkeit und Unsittlichkeit. — Voll Bewunderung richteten sich alle Blicke nach Frankreich. Die deutschen Fürsten namentlich suchten das französische Beispiel nachzuahmen. Jeder, auch der kleinste, wollte sich ein Versailles in seinem Ländchen schassen und wollte sein Leben eben so glänzend und eben so liederlich einrichten wie Ludwig Xiv. Mau hielt das deutsche Wesen für roh und gemein und schämte sich seines Baterlandes; nur was „weit her" war, was aus Frankreich kam, galt für nobel und fein. Französische Sitte und Mode wurden überall heimisch. Kurze Beinkleider und Frack, Schuhe und seidene Strümpfe kamen allseitig in Aufnahme. Selbst die französische Perrucke fand Eingang: man beraubte den Kopf seines schönsten Schmuckes und trug fremdes Haar in häßlicher Form, wie man ja fogar die Bäume im Garten nicht frei wachsen ließ, sondern sie künstlich verschnitt. Und auch die Sprache ward französisch. Um vornehm zu thun, verhunzte man

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 210

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
210 Neue Geschichte. Baden und Württemberg, Amnestie verheißen wurde, und in Folge dessen sogar Sachsen den Schweden den Krieg erklärte. So stand die Sache der Schweden mißlich; Brandenburg und das übrige Norddeutschland wandte sich von ihnen ab. Aber Oxenstierna bestand ans Fortsetzung des Kriegs und stärkte sich durch auswärtige Verbindungen. Frankreich sandte Heere nach den Niederlanden gegen die Spanier, nach Italien und an den Rhein, und zertheilte so die Macht des Kaisers. Aber der Krieg, bei dem man nun kaum mehr an Religion dachte, wurde mit jedem Tage schrecklicher und mörderischer im ausgesogenen Reiche. Ferdinand Iii. (1635—57), zwar milder gesinnt, als sein Vater, konnte den Frieden, so sehr er ihn wünschte, nicht beschleunigen. Das Kriegsgliick war abwechselnd, doch meist auf Seiten der Schweden, die unter Bernhard von Weimar, Baner, Torstenson, Wrangel, würdigen Zöglingen Gnstav's, glänzende Wasfenthaten verrichteten. Aber die Wuth der Parteien blieb so erhitzt, daß der Friede, an dem zwölf Jahre lang gearbeitet wurde, nicht eher zu Staude kommen konnte, bis Alles sich verblutet hatte und Deutschland einem Leichnam glich. Das letzte Kriegsereigniß war die Eroberung eines Theils der Stadt Prag durch die Schweden, als die sehnlichst erwartete Nachricht von erfolgtem Frieden erscholl (24. Okt. 1648). Wie es hergieng, zeigt z. B. die Einnahme der bayrischen Stadt Höchstädt durch die Kaiserlichen im Jahr 1634. „Manns- und Weibspersonen ist, ohne Unterschied, kalt oder heiß Wasser, Essig-, Mist- oder Koth-lachen eingeschüttet, theils sind sie mit Ketten und Stricken an den Köpfen bis auf den Tod gerüttelt, Etlichen Daumenschrauben augelegt, Andere ans den Schienbeinen mit Sägen hin und wieder gesägt, mit Schnüren die Füße bis ans die Beine gerieben, die Fnßsohlen zerquetscht und so lange zerschlagen, bis sie von den Füßen abgefallen, die Anne auf den Rücken gebunden, und sie also hinter sich ausgehängt, sehr Viele nackt in der Stadt an Stricken

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 67

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Wiener Kongre. Iii 122i. 67 die er mit der Altmark, mit Magdeburg und Halberstadt zu der neuen Provinz Sachsen vereinigte. Die Saalepsse und die Elbefestungen Torgau und Wittenberg sowie die stliche Lausitz mit Grlitz wurden preuisch. Aus der polnischen Lndermasse fiel Westpreuen mit Danzig und Thorn nebst dem Netze-Distrikt und Posen an Preußen zurck, das dieser Striche zur Deckung seiner Hauptstadt und zur Verbindung der Pro-vinzen Preußen und Schlesien bedurfte. sterreich erhielt Galizien zurck. So beschrnkte sich das mit Rußland durch Personalunion" verbundene Knigreich auf Kongrepolen". 4. Neben den Verhandlungen gingen rauschende und kostspielige Feste her, die unser guter Kaiser Franz" seinen Gsten gab. Da widmete man sich ganz der Freude an der neugewonnenen Friedenszeit. Alt-Wien" erwies sich als die rechte Stadt der Feste, die auch die Bevlkerung in allen Schichten mitvorbereitete und mitfeierte. Gebude und Jnneneinrich-hing, Gewnder und Schmuck, Marstlle und Grten: alles brachte den Gsten festliche Stimmung entgegen. Unter dem Einflu groer Bestellun-gen hob sich der Gewerbflei und der Geschmack: die Bronze- und Gold-schmiedekunst blhten auf; Wien zhlte sechshundert Seidenfabriken; die Kunsttischlerei verstand es, die Mbel in Stil und Farbe feilt abzutnen und zueinander und zu den Rumen in Einklang zu bringen. Die Tracht, wie sie nach den Schreckenstagen in Paris aufgekommen war, wurde weiter-entwickelt: die Männer trugen blaue Frcke mit goldenen Knpfen, im Sommer mit gelben Nankinghosen, die Damen griechische Gewnder mit hoher Grtung, Hut und Haube auf eng anliegendem Haar. So begann eine neue Form des Daseins, eine neue Lebenskunst, die sich den verschiedenen Stnden, zunchst in der schnen Donaustadt, mit-geteilt und bis heute weitergestaltet Hat. Daneben aber ging der Lnder-schacher ungestrt weiter. 2. Die neue Karte Europas und der Bundestag. 1. Es war unmglich, den Rheinbundstaaten die Lndergebiete oder doch den Gebietsumfang, womit Napoleon sie ausgestattet Hatte, wieder abzunehmen: nur gegen dieses Versprechen hatten die bedeutendsten sich zu dem Bunde gegen Frankreich herbeigelassen. Daher konnte man auch die deutschen Gromchte nicht in der alten Form, sondern nur in ihrem alten Grenverhltnis wiederherstellen. So ergaben sich folgende Neugestaltungen: Frankreich behielt die Grenzen, die vor der Revolution ihm zu-gehrten. Nur einige Kolonien in Westindien verblieben England, das auch das hollndische Kapland und den westlichen Teil des hollndischen 5*

4. Geschichte der Neuzeit - S. 48

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
48 Preuhen und Osterreich. Zweiten Schlesischen Krieg als Bundesgenosse des Kaisers und Frankreichs. Er fiel in Bhmen ein und eroberte Prag, konnte es aber nicht behaupten; denn die Franzosen lieen ihn im Stich. Herzog Karl von Lothringen, Franz Stephans Bruder, rckte ihm der das schleiche Erenzgebirge nach: da erfocht Friedrich unweit Schweidnitz bei Hohenfriedberg einen Sieg, wie die alten Rmer nichts Glnzenderes vollbracht". Und als sterreicher und Sachsen gegen die Mark vordrangen, warf sie der alte Dessauer" bei Kesselsdorf unweit Dresden zurck. Alsbald zog Friedrich in Dresden ein und schlo am ersten Weihnachtstage Frieden. Zum Schmerz Maria Theresias behauptete er Schlesien. Dagegen gab er ihrem Gemahl, den die anderen Rurfrsten nach Karls Vii. Tode zum Kaiser gewhlt hatten, nachtrglich seine Kurstimme. Unermelicher Jubel empfing Friedrich den Groen" in Berlin. Seinen Triumphzug durch die festlich beleuchtete Hauptstadt unterbrach er, um an das Sterbelager Duhans zu eilen. 5. Noch drei Jahre rang die Kaiserin mit Frankreich und Spanien um ihr Erbe. Im Aachener Frieden verblieben ihr alle ihre Lnder auer Schlesien und einem kleinen Land streifen in Italien. Ihre mnnliche Festigkeit und ihr kindliches Eottvertrauen hatten sterreich gerettet. Mit Recht sagte sie: Ich bin nur eine schwache Knigin, aber ich habe das Herz eines Knigs." 5. Des groen Knigs Friedenswerk. 1. Im Kriege sagte Friedrich einmal: Es ist nicht ntig, da ich lebe, wohl aber, da ich meine Pflicht tue und fr mein Vaterland kmpfe." Er bezeichnete sich als den ersten Diener des Staates und betrachtete es als seine Frstenpflicht, sein Volk glcklich zu machen. Er selbst lebte unendlich einfach; feine blaue Uniform zeichnete sich nur durch den Ordensstern aus. Aber trotz seines kaum mittelhohen Wuchses war er eine knigliche Erscheinung mit sprhenden Augen und dunklem Haar, das gewhnlich gepudert und in einen Zopf gebunden war. Vom Aufstehen, das im Sommer schon um vier Uhr erfolgte, bis zum Schlafengehen war er gestiefelt. Unermdlich ttig, wollte er berall selber frs Ganze sehen, denken, handeln". Schon am dritten Tage seiner Regierung schaffte er die Folter ab und beseitigte die Todesstrafe fr Diebstahl. Die Religionen," so verordnete er in den ersten Monaten, Msen alle Tolleriret werden

5. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 119

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
119 die Skythen, stumpfsinnig wie die Böotier, verworfene Sklaven, die sich bei dem Worte „Minister", „Direktor", breimal zur Erde warfen und mit bei Stirne den Staub aufküßten, Gauner, die dem Volke bi,e Taschen leerten, den Raub von den Dächern Vrebigten . . ." „Die Freiheit der Franken", sagte berselbe Schriftsteller, „kann nicht jenes reine, hohe Wesen sein, das in nackter Einfalt, uugeschrnückt und einfach vor unserem inneren Sinn strahlt. Nein, in Seibe und Gazen muß sie sich hüllen, von der Mobe des Tages ausgeputzt muß sie einhertreten, mit ihren Reizen soll sie spielenb wuchern. Die Freiheit des Deutscheu hingegen soll eine Mabonna sein, mit liebevoller Güte soll sie ihren Segen und nichts als Segen spenben; nicht Glanz, Tanb und Flitter soll sie umstrahlen, nur Liebe aus ihr sprechen; an ihrem Busen sollen ihre Kinder Wohlsein saugen und in ihrer Gabenfülle sich sättigen." Mit schnellen Schritten eilte das alte Reich unter den Schlägen einer neuen Zeit, mit der es unvereinbar geworben, die aber dem Lanbe vorberhanb nichts Besseres brachte, seinem unabwenbbaren Verhängnis entgegen. Das linke Rheinufer, seit sieben Jahren von den Franzosen erobert, mußte 1801 im Frieden von Luneville enbgültig vom deutschen Reiche an das französische Konsulatsreich abgetreten werben. Die seit lange vaterlanbslosen und nun vollenbs eingeschüchterten kleinen deutschen Fürsten wetteiferten in Kriecherei vor dem „ersten Konsul", in bessen £mnb ihr Dasein lag, um bei der neuen Verteilung der Gebiete boch auch etwas zu gewinnen. Man versteigerte in Paris die geistlichen Besitzungen und kleinen Reichsstäbte rechts vom Rhein an die Meistbietenben unter jenen Fürsten, welche ihr Land links von dem vorher deutschen Strome verloren hatten und nun entfchäbigt werben sollten. Dabei würden Bestechung wie Schmeicheleien bei den nicht sehr sauberen Persönlichkeiten, die in Frankreich den größten Einfluß befaßen, angeroanbt. Der korsische Emporkömmling aber benutzte biefen Anlaß, um unter den so tief gefunkenen Deutschen, von benen selbst die ihren großen Friedrich vergessenben Preußen keine Ausnahme machten, Zwietracht zu säen. So kam im Jahre 1803 der „Reichsbepn-lationshauptschluß" zuftanbe, der zusammen mit der „Mebia-tionsakte", durch welche die Schweiz schwach und abhängig gemacht würde, dem Rumpfe des deutschen Reiches für kurze Zeit eine neue Gestalt gab. Als nur noch einziges geistliches Fürsten-

6. Teil 3 - S. 116

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 116 — 4. Elsaß-Lothringen hat wichtige Festungen. Eine der stärksten Festungen ist Metz. Metz hat nicht nur einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben aufzuweisen, sondern ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen oder Forts umgeben. In ganz ähnlicher Weise ist auch Straßburg befestigt. Zur sachlichen Besprechung. a. Welchen Zweck haben die starken Festungen des Reichs- landes? Sie sollen den Franzosen den Einfall ins deutsche Reich wehren, indem sie wichtige Straßen und Eisenbahnen versperren, auf denen die Franzosen leicht ins Innere Deutschlands dringen können. Die Straßen, die Straßburg schützt, kennen wir bereits. Nenne und zeige sie noch einmal! Welche Wege aber schützt Metz? (Die, welche von Frankreich aus durch Lothringen nach Mannheim, Mainz und Koblenz führen! — Moselstraße!) — Welchen Zweck hatten diese Festungen, als sie sich noch in den Händen der Franzosen befanden? (Sie sollten den Deutschen den Einmarsch in Frankreich erschweren und den Franzosen den Einsall in Deutschland erleichtern.) Freilich haben sie im letzten Kriege diesen Zweck nicht erfüllt. Inwiefern? — Wie hat man wohl dafür gesorgt, daß es uns in einem späteren Kriege mit unseren Festungen nicht ähnlich geht, wie es den Franzosen 1870 mit den ihrigen erging? (Verstärkung der Befestigungen.) b. Hatten denn die Deutschen ein Recht, Elsaß-Lothringen den Franzosen wegzunehmen? Gewiß? Die Franzosen hatten es ja erst stückweise von Deutschland losgerissen. Straßburg war von Ludwig Xiv. sogar mitten im Frieden geraubt worden. c. Was erinnert wohl noch hente in den Reichslanden an die französische Herrschaft? Noch heute reden viele Bewohner die französische Sprache. Dies ist besonders in Lothringen der Fall. „Dort erblicken wir auch in Kleidung und Lebensweise der Landbewohner noch viel französische Art. Die Männer tragen mit Vorliebe die blaue Bluse und die gezipfelte Mütze. Die Frauen schmücken sich gern mit der weißen Morgenhaube und einem hellen über die Brust gekreuzten Schultertuche. Die Wohnhäuser sind nicht sehr breit, aber von größerer Tiefe. Grüne Holzklappläden (Jalousien) schließen die kleinen Fenster. In der Haus- flur weitet sich ein Kamin nischensörmig aus, in dem ein kupferner Kessel an einer Kette über dem Feuer hängt. In der Wohnstube aber fehlt vielfach der Ofen, dessen trauliche Nähe der Deutsche so ungern vermißt." (Schreyer.) — Allerdings ist französische Sprache und französische Art in den Reichslanden in Abnahme begriffen. Wie erklärst du dir dies? (Schule, Kirche, Militär, Verwaltung.) b. 3tfl: Wie es am Sonntage, am Johannisfest und bei Hochzeitsfeierlichkeiten in den elsäßifchen Dörfern zugeht.

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 232

1861 - Münster : Coppenrath
-1 — 232 — Menzikow unterstützte den Czar bei seiner rastlosen Ge- schäftigkeit, die in der Fremde cingesammelten Erfahrungen in seinen Staat zu verpflanzen. Mit dem Aeußeren machte Peter den Anfang und verbot die langen Kleider und Bärte. Wenn einer mit einem langen Kleide nach alter Art durch's Thor gehen wollte, so mußte er entweder einen Zoll bezahlen, oder unter dem Thore niederknien und sich den Rand so weit ab- schneiden lassen, als er beim Knien auf der Erde schleppte. Nur die Geistlichen und Bauern durften Bärte tragen; Jeder andere aber muße für diese Erlaubniß jährlich hundert Rubel zahlen. Ja, auch jeder Bauer, der mit einem Barte in die Stadt kam, mußte unter dem Thore einen Zoll entrichten. Früher durfte keine russische Frau in die Gesellschaft der Män- ner kommen, sie war bloß auf ihr Haus beschränkt. Peter aber brachte die Sitte auf, daß jede Russin freien Zutritt in dieselbe hatte, sobald sie ausländische Kleidung trug, und führte so durch Annäherung der beiden Geschlechter einen feineren geselligeren Ton ein. Auch legte er Schulen und Buchdrucke- reien an, ließ die vorzüglichsten Werke des Auslandes in die russische Sprache übersetzen, munterte seine Russen auf, ihrer Bildung wegen in's Ausland zu reisen, so wie er es auch gern sah, daß gebildete Fremde in sein Reich kamen. Viele unter den alten Russen konnten sich anfangs in seine Neuerungen nicht finden und murrten; jedoch die sichtbar werdende Veredlung des Volkszustandes trug am Ende, wie in andern Staaten, so auch hier, den Sieg über verjährte Vorurtheile davon. 48. Fortsetzung. Der große nordische Krieg. 1700—1721.*) Karl Xii. König non Schweden. Ein Hauptgegenstand von Peter's Sorge war der See-- handcl; denn nur dieser konnte seinem weiten Reiche inneres *) Gleichzeitig der spanische Erbfolgekrieg.

8. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 353

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
353 Quälereien jeder Art ihr Gebier von den Bekennern der gehaßten Religion, und die Pfalz am Rhein mußte sogar 4mal ihren Glauben wechseln und zwar zwischen protestantischem und reformirtem. Nur das wurde ausbe- dungen, daß die geistlichen Fürsten zwar wohl ihren Glauben wechseln können, aber dann sollten sie abtreten und das Stiftsland nicht reformiren und zum Erbland machen. (Reservatum ecclesiasticum.) So war denn 1555 so wenig Glaubensfreiheit in Deutschland als 1515. Frankreich nimmt Metz, Tüll (Toul), Verden (Verdun). Churfürst Moriz von Sachsen, der zuerst seinen Vetter und seine Glau- bensgenossen an den Kaiser, dann aber auch den Kaiser verrieth, war auch ein Verräther am deutschen Reiche. Bevor er den Kaiser im Tyrol überfiel, hatte er nicht nur mit den protestantischen Fürsten sich insgeheim einverstanden, sondern sich auch mit dem Bundesgenossen des Solyman, Heinrich n. von Frankreich verbündet; diesem versprach er die Bisthümer Metz, Tüll und Verden, d. h. die stärksten Festungen in Lothringen, die Bollwerke der deut- schen Rheinlande. Der König Heinrich säumte auch nicht dieselben zu be- setzen , während Moriz den Kaiser angriff. Als aber der Passauervertrag ab- geschlossen war, bewies der Kaiser den Fürsten das Bündniß Morizens mit dem Könige von Frankreich und das des Franzosen mit dem Sultan, und das bewirkte doch so viel, daß Karl einige Unterstützung zu einem Zuge nach Metz erhielt. Die Deutschen schlugen die Franzosen aus dem Felde und der Kaiser belagerte Metz mit aller Anstrengung. Doch das Wetter war furcht- bar schlecht, die Landsknechte ersoffen fast in Regen und Koth und die Stadt blieb unerobert, so heftig Karl in Gichtschmerz und Franzosenhaß tobte. Er mußte abziehen und deutsche Städte dem Sohne des Mannes lassen, den er gefangen von Pavia nach Spanien geführt hatte. Vergebens sagte er den Deutschen, daß die Franzosen zuerst Lothringen und dann das Elsaß wegneh- men würden; vergebens ermahnte er sie eine Reichskasse zu gründen, die nicht der Kaiser, sondern die Stände verwalten sollten, er predigte tauben Ohren und legte endlich die Krone nieder. Ohne diesen Kaiser wäre die katholische Kirche in Deutschland zu Grunde gegangen und ohne ihn. wäre damals ge- schehen, was 1806 eintraf: die Zertrümmerung des Reichs. Er starb im 23

9. Geschichts-Bilder - S. 319

1878 - Langensalza : Greßler
319 berühmten Spiegelgallerien, seine Gartenanlagen mit den beschnittenen Alleen und Springbrunnen, seine Hoftrachten, Hoffeste, Hofetiquetten wurden das Musterbild von Europa, namentlich in Deutschland. Alle, auch die kleinsten Reichsritterschaften ahmten ihm rasch und eifrig nach; Jeder schuf sich ein Versailles, ein Palais Ludwigs, wie es die Welt vorher nicht gesehen. Auch die kurzen Beinkleider mit dem Frack, die Schuhe mit den seidenen Strümpfen wurden überall eingeführt. Selbst die französischen Perücken fanden Eingang, die allenfalls die leichten, gewandten Franzosen tragen konnten, die sich aber auf den Köpfen der ernsten Deutschen gar übel ausnahmen, und doch zwang die Mode alle Stände, die Perücken zu nehmen, sogar die Geistlichen; ja, so weit verirrte man sich, daß man selbst die Bäume in den Gärten perückenförmig zuschnitt. Aber nicht nur die Sitten wurden französisch, auch die Sprache ward es, und wenn man Bücher aus jener Zeit liest, so kann man sich eines tiefen Unmuths nicht entwehren, wie schmachvoll das deutsche Volk in jenen traurigen Zeiten sich hat entdeutschen lassen. Nicht nur Gedichte, Romane und Schauspiele wurden nach französischer Weise geschrieben und mit französischen Floskeln gespickt, selbst, was unglaublich ist, die Predigten waren oft davon nicht frei. Und doch hatte Luther eine kräftige, fcböne deutsche Sprache geschaffen, man benutzte sie nicht. Um vornehm zu thun, trat man den Franzosen nach, verbrämte mit französischen Worten die reiche, edle deutsche Sprache, und der außerordentliche Aufschwung, den Luther ihr gegeben, vermochte sie nicht zu halten, bis endlich em Klopslock, Lessing, Göthe, Schiller die deutsche Sprache wieder zu Ehren brachten. Wohl thut ein Volk recht daran, wettn es von andern Nationen das Gute, was es bei ihnen findet, sich anzueignen sucht, aber gar oft hat der Deutsche das Edle'und Treffliche, was in seiner Nation liegt, übersehen und sich lieber dem 3^emden hingegeben. Französische Lehrer und Tanzmeister wurden «iss. Deutschland berufen, um französische Bildung zu lehren; wer Geld hatte, unternahm Reisen nach Paris, um hier im Mittelpunkt der Bildung sich bilden und nebenbei sich mit seinem eckigen Wesen ausspotten zu lassen von den seinen, leichtfüßigen Franzosen. Alles wandte seine Blicke aus Frankreich. Daheim aber verbrannte man Hexen, folterte man die Angeklagten, trieb Alchemie und Astrologie. Unter allen deutschen Fürsten war es der große Kurfürst der es am schmerzlichsten fühlte, welche Schmach es für Deutschland sei, sich von den Franzosen so herabsetzen' zu lassen. Sein Steg bet Fehrbellin (18. Juni 1675) über die gefürchteten Schweden lwb zuerst Brandenburg in der öffentlichen Meinung Einer seiner Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., schaffte die Perücken und die französischen Hofkleider ab. Sein Wahlspruch war- »Ich will

10. Bd. 2 - S. 53

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 53 Türkenzüge des Kaisers erfolglos. Und doch war es gerade die Bekämpfung dieses Feindes der Christenheit, was dem Kaiser nächst der Ausgleichung der kirchlichen Spaltung vorzugsweise am Herzen lag. Darum betrieb er nicht nur die ungarischen Feldzüge so eifrig, sondern er unternahm auch einen zweiten afrikanischen Zug, um die Corsaren, die jetzt von Algier, wie 1541 • früher von Tunis aus, das Mittelmeer unsicher machten, vollends zu unter- drücken. Allein die Stürme und Regengüsse des Spätherbstes und die auf dem moorigen Boden höchst verderblichen Angriffe der Feinde vereitelten diesmal das Unternehmen. Nach schweren Verlusten an Schiffen und Mann- schaft mußte der Kaiser, der großherzig alle Gefahren und Leiden mit dem Niedrigsten theilte, unverrichteter Sache abziehen. — Dieser Ausgang mochte den König von Frankreich mit der Hoffnung erfüllen, endlich doch noch seinen Gegner zu überwinden. Die Ermordung zweier Unterhändler des französischen Hofs, die sich heimlich durch die Lombardei nach Venedig und Konstantinopel begeben sollten, bot dem König die erwünschte Veran- lassung, im Verein mit dem Herzog von Cleve und dem Sultan einen vier- ten Krieg wider den mit England verbündeten Kaiser zu beginnen. Die 1542-44. Grenzländer gegen Spanien, Italien und die Niederlande wurden schwer heimgesucht; als aber Karl (nachdem er den Herzog von Cleve besiegt und zur Entsagung seiner Ansprüche aufgeldern und Zütphen gezwungen) mit einem, größtentheils aus Deutschen bestehenden Heer in die Champagne eindrang und sich auf zwei Tagemärsche der bestürzten Hauptstadt näherte, da bot Franz eilig die Hand zum Frieden, der dann auch in Crespy unter 15^- der Bedingung, daß alle Eroberungen herausgegeben würden, zum Ab- schluß kam. Die dem König gelassene Aussicht, Mailand für einen seiner Söhne zu gewinnen, war nur eine Täuschung. Das Uebergewicht der Habs- burger in Italien blieb fortan unbestritten. Bald nachher starb Franzi. Ein ausschweifendes Leben stürzte ihn im 31. März 50. Jahre ins Grab. Er besaß alle Eigenschaften zu einem großen Fürsten, 1547- hatten nicht Genußsucht, Despotie und Unbesonnenheit ihn auf Irrwege geführt. Er war ein lebenskräftiger schöner Mann, der an Muth und ritterlicher Gewandt- heit keinem seiner Zeitgenossen nachstand und die Anstrengungen der Jagd und der Waffen über Alles liebte. „Er war eine alles Andere in Schatten stellende Erscheinung, hoch von Gestalt, breit von Schultern und Brust, mit vollem, brau- nem Haupthaar, frischer Gesichtsfarbe. Eine gewisse Feinheit des Ausdrucks mochtellhm fehlen, aber Alles athmete Mannheit und Lebenslust, eine sich selber fühlende Fürstlichkeit in ihm." Ec verlieh zuerst dem Hof den Glanz und die ele- ganten Formen, die seitdem daselbst herrschend blieben, er liebte die Gesellschaft geschmückter Damen und gefiel sich in ihrer Mitte „in dem golddurchwirkten Wamms, durch dessen Oeffnungen das feinste Linnen hervorbaufchte, dem Ueber- wurf mit Stickereien und goldenen Troddeln." Er hob die klassischen Studien und die Universität (Collège de France) 5 er unterstützte Gelehrte und Dichter, die ihm dafür reichliches Lob spendeten; er zog italienische Künstler, wie Leonardo da Vinci und Benvenuto Cellini, in seine Nahe und ließ Kunstwerke von ihnen
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